mein Samstag.

Ich atme tief ein und sehe mich um. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Ich erkenne sie kaum noch wieder. Fünf Jahre, ja, vor fünf Jahren war ich das letzte Mal in diesem Bezirk. Ich gehe ein Stück, stehe plötzlich vor meiner alten Grundschule. Instinktiv kommen Erinnerungen hoch. Meine Einschulung, die ersten zwei Schuljahre. Ja, ich erinnere mich noch an alles. Und plötzlich kann ich nicht anders, ich lasse mich leise über den Zaun gleiten. Drehe mich einfach nur im Kreis. Wie schön es doch ist, nach sechs ganzen Jahren wieder hier auf dem Schulhof zu stehen ... Ich gehe in die hinterste Ecke des Hofes. Zu der hohen, dunklen Wand und dem angrenzenden großen, dunklen Haus. Ich lehne mich dagegen und erinnere mich plötzlich an die Gruselgeschichten, die man sich über dieses Haus erzählte. Wer weiß, vielleicht erzählt man sie sich heute noch? Ich sehe auf die Uhr. Zu spät schon. Ich lasse mich wieder sanft über den Zaun gleiten und beeile mich. Ich beeile mich, aber ich staune trotzdem über die Dinge, die sich innerhalb von fünf Jahren verändert hatten. War dort schon immer ein Pub ?! Ich staune. Und ich staune noch mehr, als ich endlich ankomme. Ich frage mich, ob es hier schon immer so schön war. Langsam komme ich den Gärten näher, als mich plötzlich eine Hand wegzieht. Du brauchst nicht den Umweg zu gehen, sagt Liz, wir nehmen die Abkürzung. Nach einer kurzen Wegstrecke am Fluss entlang zieht mich Liz zurück. Wir sind da! Ich wundere mich. Also wenn wir nicht ein wenig in der Elbe schwimmen wollen, dann sind wir hier falsch. Doch Liz zieht mich zwischen zwei Bäume und öffnet die knarrende Tür dahinter. Mit einem Schwung schwingen wir uns zwischen den Bäumen durch und stehen im Garten. Wow, denke ich mir, mit Abkürzung hatte sie Recht! Und schon werde ich begrüßt. Von entfernten Familienmitgliedern, wie auch Liz es ist. Hinter mir höre ich meine Eltern, die ankommen. Du bist ja schon hier!, stellen sie fest. Ich grinse. Sie haben die Abkürzung ganz sicher nicht genommen. Nicht meine Mutter auf ihren Absatzschuhen. Blitzartig werde ich in einen Stuhl gedrückt und mit Fragen bombardiert. Ich rieche den Rauch, der aus dem Grill aufsteigt. Ein letztes Mal Grillen dieses Jahr, wie schön. Ich atme erneut tief ein, stehe auf und lege mich auf's Gras. Hier ist alles so zauberhaft. Ich werde gerufen. Es gibt Essen. Ich setze mich an den Tisch und erfreue mich an Steak mit Kräuterbutter und Grillkäse. Und nach dem Essen lasse ich mich auf der Hängematte nieder und beobachte die Sonne, wie sie langsam untergeht. Wie schön es doch sein kann. Wenn man bei Menschen ist, die man liebt. Und ich merke erst jetzt, wie sie mir gefehlt hatten. Jetzt, wo ich sie um mich herum habe. Und ich merke auch erst jetzt, wie sehr ich in 5 Jahren die Stadt vergessen habe, in der ich aufgewachsen bin. Seltsam, nicht? Und wo ich jetzt hier so sitze, auf die Stelle starre, an der die Sonne untergegangen ist und langsam anfange zu frieren, habe ich plötzlich Lust auch den Teil der Stadt erneut zu besuchen, an dem ich meinen letzten Sommer verbracht hatte. Aber nicht heute, nicht jetzt. Und das, meine Lieben, ist auch wieder eine ganz andere Geschichte ...

3 Kommentare :

  1. Du bist ja eine Hübsche :) Ja, ich glaube echt, dass ist das erste Foto, auf dem man dich richtig sieht.

    Ach, bist du auch ein Umzugskind? Denn es erging mir kein bisschen anders, als ich vor einigen Monaten durch die Straßen meiner alten Heimat lief. Es ist erschreckend, dass wenn man nach langer Zeit an den Ort, der einem so bekannt und doch so fremd vorkommt, zurückkehrt.

    Ich danke dir für die Teilnahme an meinem Gewinnspiel :) Du hast 2 Lose :)

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  2. Hallo :)
    Ich habe da noch ein Projekt, welches dich vielleicht interessiern könnte.
    http://wir-erzaehlen-ueber-uns.blogspot.com/
    Dort findest du mehr Infos

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