old times

Mai 2015
Entspannt liege ich in den großen Sitzen von Simons Caddy, die Füße locker auf dem Amaturenbrett verstaut. "Woran denkst du?", fragt er mich und lächelt mich durch die ersten richtigen Sonnenstrahlen des Jahres an. "An dies und jenes", murmele ich ausweichend und höre ihn lachen. Dann schweigen wir wieder. Schweigen, wie nur Freunde es können. Genießen die Ruhe, den Frieden, das Gefühl zwischen uns. Ich beobachte ihn dabei, wie er seinen Rucksack auf seinem Schoß auskippt und beginnt, sich eine Zigarette zu drehen. Die schlechten Angewohnheiten haben uns über die Jahre alle erreicht, denn auch ich zünde mir eine an. "Seltsam, oder?", flüstere ich und puste den Rauch aus meinen Lungen, "Das nach all dem nur noch wir übrig sind, oder?". Simon schnaubt nur zustimmend. "Hörst du manchmal noch von ihnen?", fragt er und ich weiß automatisch wen er meint. Sam und Luca und Mel. Die Vergangenheit. Alles, was wir durchlebt haben. All der Schmerz und all die Lügen. All der Frust, die aufgestauten Gefühle. Und natürlich der Spaß, das Lachen. Alles, was ich für unendlich gehalten habe - und was mir jetzt im Nachhinein so absurd, so unwirklich und auch so falsch vorkommt. Aus Gewohnheit steigen mir Tränen in die Augen, dabei bin ich nicht mehr der Mensch, der bei so etwas weint. Schnell versuche ich es mit einer Sonnenbrille zu kaschieren, aber Simon kichert schon. "Nein, ich höre von niemandem", sage ich schließlich und sehe ihn zustimmend nicken. Alles hat sich verändert. Fünf Jahre lang waren diese Menschen meine engsten Vertrauten - und dann, mit einem Schlag, mit einem riesigen Knall, waren sie das nicht mehr. Simon hat es mir prophezeit, denke ich, er hat es immer gewusst. Aber es ist passiert. Gelangweilt ziehe ich an meiner Zigarette uns puste langsam den Rauch aus, denke lange darüber nach, was ich als nächstes sagen soll. "Es hat so kommen müssen, oder? Letztendlich waren wir die Stärksten", stelle ich schließlich fest. "Mhm", murmelt Simon, "Es hätte mich gewundert, wenn jemand außer uns Freunde geblieben wäre". Fast muss ich lachen, über so viel Vertrauen. Denn man kann es wenden, wie es will, er hat Recht. Wenn man auf all die kindlichen Tage zurück blickt, dann wäre es wirklich eine Überraschung, wenn Simon und ich getrennte Wege gehen. Während es fast absehbar war, dass der Rest sich zu sehr von uns unterscheidet, um zu bleiben.

Leute, ich brauche euch! Ihr müsst mir sagen, ob das hier überhaupt jemand liest oder ob ich lieber auf mein Tagebuch umsteigen sollte.

back again

Sébastien.
Hast du mich vermisst? Ich habe dich vermisst, auch wenn es mir heue erst bewusst wird. Ein Jahr lang habe ich mich nicht blicken lassen, habe nicht einmal das Bloggersymbol angeklickt, und ich kann mir nicht einmal erklären warum. Vielleicht weil ich glücklich war. Bin, meine ich. Vielleicht weil ich ein aufregendes Jahr hatte und meine Zeit in mehr als das Schreiben gesteckt habe. Das klingt super - das weiß ich. Aber es ist zu verleugnen, dass ich diese Leere in mir spüre, die mir fremd ist. Wenn ich in der Vergangenheit Leere verspürte, dann nur, weil mich wieder einmal jemand verlassen hatte. Jetzt habe ich genug Konstanz in meinem Leben um sagen zu können, dass die einzige Person, die diese Leere auslösen kann, ich selbst sein muss. Wochenlang bin ich umher getigert und habe mich gefragt, wodurch ich diese Leere füllen kann. Ich bin einer leichten Kaufsucht verfallen, besitze jetzt von allem zu viel und dennoch ist nichts gefüllt. Und das weil die Leere durch die Abwesenheit des Schreibens erzeugt wird, wie ich festzustellen beginne. Mein Tagebuch ist eine Aneinanderreihung von Tagesabläufen und etwas Hochgradigeres als das habe ich höchstens in meinem letzten Deutschaufsatz fabriziert, aber auch da besteht noch die Gefahr der Selbstüberschätzung. Da haben wir es also - das Schreiben fehlt mir, und so muss ich diesen Blog wieder zum Leben erwecken. Ich muss einiges überarbeiten und ich muss anfangen, Geschichten zu schreiben. Dieser Blog enthält mehr als fünf Jahre meines Lebens, wenn auch nur ein Bruchteil veröffentlicht ist. Aber so ist das nun mal mit Freunden, denen man nicht genug vertrauen sollte, um ihnen den Link zu seinem Tagebuch zu offenbaren. Und deswegen wird sich hier auch vieles ändern. Ich werde versuchen, die letzten Jahre aufzuarbeiten, in dem ich jeder Person aus meiner Vergangenheit eine Geschichte widme, auch wenn das meistens unverdient ist. Und natürlich werde ich weiterhin erzählen, was mir in der Gegenwart passiert, denn praktischerweise hat sich mein Umfeld im letzten Jahr quasi rundum erneuert und so gibt es eine Menge zu erzählen.
Ich bin mir nicht einmal sicher, dass nach all der Zeit irgendjemand das hier liest, aber wenn doch: Auf einen Neuanfang! (Meinen wie vielten jetzt?)

neues-Jahr-Geplänkel.

Hallo Sébastien.
Verzeih mir, dass ich dir 
noch kein frohes neues Jahr gewünscht habe.
Oder dass ich mich nicht pünktlich
zum Jahreswechsel gemeldet habe.
Ich habe es gar nicht böse gemeint,
musst du wissen,
es ist nur einfach so, 
dass ich kein Wort über 2013 verlieren kann,
und all die Dinge, die ich durchleben musste.
Verzeih mir.
Und natürlich konnte ich dir auch nicht schreiben,
wie sehr ich mich auf das neue Jahr freue
oder von Vorsätzen berichten
oder sagen, dass ich mich auf die Party freue.
Sie war gut, musst du wissen,
die Party, 
aber natürlich ist nicht passiert, was ich wollte.
Natürlich nicht.
Ich bin eine Idiotin, dass ich wieder 
an etwas glaube, das nicht sein kann,
nie sein wird.
Verzeih mir auch das.
Verzeih mir die Tränen und den Schmerz,
den Alkohol und die abrupten Entscheidungen,
das zu laute Lachen un den teuflischen Eigennutz.
Natürlich kann ich jetzt behaupten,
Sébastien, dass 2014 mein Jahr wird.
Dass ich es endlich schaffe.
Aber Fakt ist, ich weiß es nicht.
Natürlich werde ich es versuchen,
weniger falsche Entscheidungen zu treffen,
nur warum fühlen sie sich immer so gut an?

"A kingdom of isolation and it looks like I'm the Queen"

Sébastien.
Eigentlich weiß ich gar nicht so recht,
was ich dir so neues erzählen könnte.
Heute Nacht bin ich schrecklich einsam,
weil jeder von dem ich hören möchte
entweder schläft 
oder
ein neues Leben führt.
Weißt du,
ich würde mich heute Nacht
zu gern in fremden Betten verkriechen
ohne Rücksicht auf Verluste.
Und das ist es,
was sich vielleicht nicht geändert hat.
Ich mag Frieden schließen,
oder in dem dunklen Meer schwimmen lernen,
aber ich bin immer noch
naiv und schrecklich leicht
zu beeindrucken.
Ich weiß genau
wen ich gern anrufen würde
und ich weiß auch,
dass das Feuer so viel faszinierender ist
als mein ewiges Eis.
Aber ich kann nicht.
Ich bin unfähig etwas zu tun,
das Sinn macht
seit Tagen schon.
Weil mein Meer mich
mal wieder nicht auftauchen lässt
sondern mit voller Kraft 
nach unten drückt.
Und mir dazu die schönsten Verlockungen schickt 
so schillernd, so bunt
so voller Leben.
Und ich will danach greifen, festhalten, besitzen.
Fest in dem Wissen,
dass es mich tiefer zieht 
und dort zurücklässt.
Nicht alles ist Gold was glänzt,
das ist mir durchaus bewusst,
aber mein einsames Herz,
lieber Sébastien,
glaubt so schnell,
vertraut zu sehr.
Nein,
heute Nacht ist der Frieden
noch zu fern.