ein Gespräch, das ich nie führen werde.

" 'Kommst du mal bitte?', ruft die Schwester nach hinten, 'Hier ist jemand für dich.' Ich wundere mich und schaue auf die Uhr. Es ist halb elf und ich bin grade in der Arztpraxis, in der ich mein Praktikum mache. Wer um Himmels Willen kommt mich hier besuchen? Aber ich gehe vor und als ich die Person erblicke, die dort steht, nehmen meine Augen die Größe von Tischtennisbällen an. Er steht vor mir. 'Was willst du hier?', frage ich und meine Stimme klingt bewusst eiskalt. Die Schwester, die am Computer sitzt, wirft mir einen Blick zu. Er seufzt,  'Ich möchte mit dir reden.'. 'Ich muss arbeiten', entgegne ich und bemühe mich nicht, einen freundlichen Ton anzuschlagen. 'Ich weiß', sagt er, 'Aber das ist der einzige Ort außer der Schule, an dem du mir weder die Tür vor der Nase zuknallen noch weglaufen kannst, und da wir erst in zwei Wochen Schule haben, dachte ich, ich komm mal vorbei.' Mist. Der Punkt geht an ihn, denke ich, hier kann ich wirklich nicht wegrennen. Aber ich versuche es dennoch, 'Ich muss arbeiten. Ich kann nicht einfach Pausen machen, wenn ich es will'. Das war gelogen. Aber das weiß er ja nicht. Die Schwester aber schon. 'Du kannst ruhig gehen, wenn du möchtest', sagt sie und ich verfluche sie dafür. 'Nein, möchte ich nicht', zische ich. 'Bitte', sagt er eindringlich. 'Geh doch', drängt die Schwester. Und ich kann nicht anders. Ich gehe mit ihm vor die Tür. 'Also?', frage ich und meine Stimme ist kälter als die Luft am Nordpol, 'Was willst du?'. Ich kann förmlich sehen, wie die Worte ihn treffen wie Nadelstiche. Er seufzt und macht einen Schritt nach vorn, um meinen arm zu berühren. Bevor er ihn berührt, mache ich einen Schritt nach hinten. Meine Absätze klappern auf dem Steinboden. Er seufzt erneut. 'Es tut mir Leid', sagt er. 'Sicher', sage ich und mein Sarkasmus ist nicht zu überhören, 'Und die Erde ist eine Scheibe'. Er seufzt erneut. 'Ich liebe dich', versucht er es erneut. Seine Lüge macht mich wütend. 'Hör auf mich anzulügen!', meine Stimme wird schärfer und lauter. Er seufzt erneut und ich frage mich, ob er überhaupt noch etwas anderes kann. 'Es stimmt aber', sagt er und sieht mich an, 'Ich liebe dich! Und es tut mir Leid, alles was ich getan habe' 'Dann beweis es', sage ich, drehe mich auf dem Absatz um und verschwinde hinter der Tür zur Arztpraxis. "
Ja, ich glaube, ich sollte aufhören, in meinem Kopf Gespräche zu führen, die ich in Wirklichkeit eh nie führen werde!

1 Kommentar :

  1. Das neue Design gefällt mir richtig gut :)

    Und das mit diesen "Gesprächen, die ich in Wirklichkeit nie haben werde" kenne ich nur zu gut. Da ist man immer selbstbewusst, cool und weiß im richtigen Moment, was man sagen muss. Seufz, wenn das nur wirklich so passieren würde...

    <3

    AntwortenLöschen

Fragen am besten über ASK stellen! ♥