Was ist mit der Welt los?

"Es tut mir Leid", steht R vor mir. Auf mein genervtes "Hm" reagiert er mit einem Dackelblick und hört gar nicht auf, weiterzuquatschen. "Ich mein das ernst, wirklich, ich weiß, dass es nicht okay ist, wie ich mit dir umgehe." Noch ein "Hm", noch ein Dackelblick. Langsam nervts mich. "Hörst du mir überhaupt zu?" fragt R weiter. Ich muss mir auf die Lippe beißen um nicht mit 'Halt'n Mund' zu antworten. Stattdessen setze ich mein gekünsteltes Lächeln auf, klappt ja bekanntlich immer. "Man es tut mir wirklich Leid". Schon wieder Dackelblick. Es nervt. "Natürlich", antworte ich mit ausdruckslos. "Ich würde dich nie verraten", sagt R. "Und wenn schon?", frage ich noch ausdrucksloser. 'Wird er doch', denke ich und hoffe, dass er es nicht sofort tut. In einigen Wochen werde ich die Sache vielleicht zu meinem Vorteil drehen können, sowas kann ich ja gut.
Schnitt. Szenenwechsel.
"Celina, kannst du uns mal helfen?", ertönt seine altbekannte und lange geliebte Stimme hinter mir. Meinen Namen mit seiner Stimme zu hören, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Automatisch erinnere ich mich an weitere Momente mit ihm.  Bilder aus dem Sommer flackern vor meinen augen auf. Mist. "Du wurdest gerufen", stupst L mich neben mir an. Monoton drehe ich mich um. "Was hasten du da?", fragt er. Ich merke, wie er mich angrinst, genauso wie früher. Und ich frage mich, wie er es schafft, mir so gut was vorzuspielen. Hass und dieses Grinsen passt einfach nicht zusammen. Dennoch erkläre ich es ihm bereitwillig. Mir fällt erst im Nachhinein ein, dass ich versuchen wollte, nie wieder ein Wort mit ihm zu wechseln.
Schnitt. Szenenwechsel.
Mit einem "Darf E. am Freitag her?", tänzle ich ins Wohnzimmer und setze mich ganz leicht auf die Sofakante neben meine Mutter. Ich möchte nicht, dass sie davon ausgeht, dass ich lange bleiben würde. "Wer ist E.?", fragt mein Vater, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. "Ein ...", ich weiß nicht, was ich antworten soll, weil ich schlicht und ergreifend nicht weiß, was er für mich ist. Ich kann ja schlecht 'Er hilft mir immer und bringt mich zum Lachen und er macht mich glücklich und er lässt mich ihn vergessen', sagen. "Ein Freund", bringe ich schlussendlich hervor. "Raucht er?", fragt meine Mutter. Ich schmunzle über diese typische Elternfrage. "Nö", erwidere ich. "Dann ja", sagt meine Mutter und mir fällt ein Stein vom Herzen. Freitag. Freitag würde ich E. sehen. Freitag würde ich wieder Lachen. Es hat mir gefehlt, so gefehlt.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen

Fragen am besten über ASK stellen! ♥