von Albträumen ...

"Linaaaa, wach auf", stupst mich Bianca, meine kleine Cousine, erneut an. Mit einem Seufzen schlage ich die Augen auf. Mein Blick fällt auf den Wecker auf meinem Nachttisch. 2.39 Uhr. "Was ist denn los?", frage ich sie sanft. Gleichzeitig berühre ich meine Wange. Feucht, wie immer. Also hatte ich wieder geweint. Womöglich auch geschrien. Deswegen hat sie mich wohl wach gemacht. "Du musst doch schlafen, Kleine", flüstere ich ihr zu. "Nein", sagt sie und versucht trotzig zu klingen. Wir schweigen uns eine Weile an. "Träumst du nicht gern?", fragt sie plötzlich in die nächtliche Stille hinein. "Wieso?", frage ich zurück. "Weil du geschrien hast", sagt sie. "Nein", antworte ich ihr, "Ich träume wirklich nicht gerne.". "Ich schon", grinst sie, "Von Feen und Prinzessinnen und Regenbogen! Außer von Drachen, da träume ich nicht gern, da habe ich Angst!". Ich muss schmunzeln, "Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin doch da!". "Aber du hast doch selber Angst", erwidert sie verwundert, "Du hast doch geschrien". "Nein", sage ich, "Ich habe keine Angst, ich hatte einen schönen Traum". "Einen schönen Traum?", fragt sie mit ihrer kindlichen Stimme zurück, "Aber wieso schreist du dann?". Ich muss wieder schmunzeln und wickle mir eine ihrer blonden Locken um den Finger, "Weil mein Traum schön und grausam zugleich war". Sie lacht ihr glockenhelles Lachen und fragt, "Wovon hast du denn geträumt? Wenn es schön und grausam war?" "Von...", fing ich an und ließ mir lange Zeit mit der Antwort und spielte immernoch mit ihren Locken, bis ich bemerkte, dass sie eingeschlafen war. Und das war auch gut so. Denn wie hätte ich ihr erklärt, dass ich immernoch jede Nacht von ihm träume? Dass die Träume Erinnerungen wiederspiegeln und wunderschön sind? Und dass sie mich trotzdem schreien lassen, weil ich sie nicht mehr will?