Aber manchmal muss man die Orientierung verlieren, um seinen Weg zu gehen.

Gegen elf bewege ich mich endlich mal zu meinem Fenster, reiße es sperrangelweit auf und setze mich auf die Fensterbank, nur um festzustellen, dass N mir gegenüber schon auf seiner Fensterbank sitzt und in den Nachthimmel starrt. Wieder einmal mehr staune ich darüber, dass er so wunderschön und ruhig ist und ich freue mich wieder einmal, dass unsere Zimmer genau gegenüberliegen und nichts als ein Abgrund darunter uns jedes Wochenende trennt. Als N mich sieht, muss er grinsen und winkt mir zu, während ich es mir auf der Fensterbank gemütlich mache. Wir reden ein bisschen, vor allem über die Tragödie des Lebens,  und als N ein Päckchen Zigaretten aus seiner Tasche zieht, bedeute ich, mir eine rüberzuwerfen. "Und deine Eltern?", fragt er, wohlwissend, dass meine Eltern mir für jede Zigarettenspur vermutlich 100 Jahre Hausarrest aufbrummen würden. "Schlafen schon", grinse ich ihn an, "Mach schon". Bei dem Versuch, die Zigarette zu fangen, stürze ich fast ab, kann mich jedoch noch halten und stecke sie mir an. Nur um nach einem Zug festzustellen, dass ich Zigaretten ja eigentlich gar nicht mag, sie auszudrücken und nach unten segeln zu lassen. "Hey", lacht N, "So will ich meinen Zigarettenvorrat aber nicht aufbrauchen". "Sorry", lache ich zurück, "Ich kauf dir'ne neue Packung.". Bei dieser Bemerkung kann sich N gar nicht mehr halten vor Lachen und fragt, welcher Laden mir denn bitte Zigaretten verkauft. Auf meinen leicht beleidigten Blick reagiert er gar nicht und starrt nur weiter in den klaren Sternenhimmel. Eine Weile sitzen wir nur so da, starren in den Himmel, genießen die Einsamkeit zu zweit und gehen unseren Gedanken nach. "Bist du glücklich?", fragt N mich irgendwann. "Hm", deute ich eine Überlegung an und antworte schließlich ehrlich: "Nicht wirklich, das Leben ist unfair". "Ich fand die letzten zwei Wochen zu hause eigentlich ganz gut", bemerkt er schmunzelnd und wieder überkommt mich ein Schuldgefühl, dass ich den grade gesund gewordenen N hier in der frischen Nachtluft aufhalte. Da ich aber weiß, dass er sowieso nicht auf mich hören würde, entgegne ich nur: "Ja, du hast auch Glück im Leben und das ist alles, was ich mir für dich wünsche". Wohl wissend, dass er das selbe auch für mich tut und das jetzt auch sagen würde, füge ich noch ein "Aber ich bekomm das schon hin, ich krieg mein Leben auf die Reihe" an und lächele ihn leicht an, was ihn verstummen lässt. Und wieder starren wir den Nachthimmel an und genießen die Anwesenheit des anderen und die Stille, die niemals unangenehm ist. 
weil sowas typisch für ihn ist ♥

1 Kommentar :

Fragen am besten über ASK stellen! ♥