Vollkommen erschöpft wische ich mir die zunehmende Müdigkeit aus den Augen, da ich weiß, dass an Schlaf sowieso nicht zu denken ist. Ich stehe planlos in meinem Zimmer, deine Anwesenheit ist noch immer spürbar. Würde ich mein Gesicht in meinem Kissen vergraben, würde ich dich riechen. Die leichte Unordnung, die flächendeckende Verteilung sämtlicher Gegenstände auf dem Boden - es ist, als hättest du über allem einen feinen Schimmer hinterlassen, als wärst du hier. Erneut verfluche ich meine Eltern und die Tatsache, dass sie zu streng sind, um mir ein wenig Freiraum zu lassen. Erschöpft, aber gleichzeitig in dem Wissen, dass Schlaf nichts bringen würde, kämpfe ich mich durch die Unordnung auf meinem Boden zum Fenster. Es ist spät, ein Blick auf die Uhr verrät, dass es weit nach Mitternacht ist. Kein Licht mehr, nirgendwo. Alles schläft friedlich - nur ich finde erneut keine Ruhe, kann meinen Kopf nicht ausschalten. Verzweifelt stütze ich meinen Kopf auf meine Hände, schließe für einen winzigen Moment nur die Augen. Augenblicklich übermannen mich die verschiedensten Situationen, die alle einen weiblichen Namen tragen, sich auf den morgigen Montag beziehen und mir einen Schauer über den Rücken jagen. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass es so schwer ist. Dass eine, mir nahe stehende Person, mir dieses Gefühl versetzen kann. Lange habe ich dieses Gefühl nicht mehr gefühlt - leichte Angst, durchsetzt mit Enttäuschung und Unverständnis. Ich bin es nicht mehr gewohnt und das obwohl ich früher wochenlang in diesem Zustand verharrte. Aber der Mensch gewöhnt sich an Glück, es macht verletzlich und schwach. Die Frage nach dem "Wie wird es?" macht mich schwach, raubt mir seit Tagen den Schlaf. Langsam öffne ich die Augen und beobachte die Blätter des Baumes vor meinem Fenster. Wie sie sich sanft und leicht im Wind bewegen. Ein schriller Ton, der vermutlich das halbe Haus aufgeweckt hat, löst mich aus meiner Trance. Fluchend mache ich mich auf die Suche nach meinem Handy, wobei ich es nicht vermeiden kann, mich an dem einen oder anderen Hindernis zu stoßen. Bereits völlig genervt klicke ich die neue Nachricht an, die mich im Grunde wenig interessiert. Bis mein Blick auf den Absender fällt. "Hey Hübsche, war schön dich wiederzusehen" lese ich die Nachricht und meine Augen nehmen nach und nach die gefühlte Größe von Tennisbällen an. "Nein", flüstere ich, "nein, nein, nein. Das kann nicht wahr sein", während mein Kopf bereits eindeutigere Worte schreit: "Nein, Nick, verschwinde! Es ist zu spät, du richtest zu viel an!" Panik erfasst mich, während ich meine Strickjacke fester um mich ziehe und in dieser schlaflosen Nacht versuche, alle Möglichkeiten abzuwägen und einen Plan zu entwickeln, der mein Leben nicht zerstört.
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Kommentare zum Post
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gut zu wissen, dass es noch anderen so geht..
AntwortenLöschen..deine texte sind ürbigens richtig schön geschrieben!
Absolut klasse, mag ich. Von den ganzen Eindrücken bin ich schon beinahe sprachlos. Wunderbarer Blog, mehr kann ich dazu gar nicht sagen!
AntwortenLöschenAllerliebste Grüße,
HOLYKATTA