Some things don't change.

Mit einem müden "Hey" lasse ich mich auf den Platz neben NS fallen. Ihre Mundwinkel heben sich zur Begrüßung leicht, doch ihr perfekt geschminktes Gesicht verrät mir, dass die letzte Nacht grausam und schlaflos war. "Wie geht's dir?", rutscht mir die Standartfrage heraus, obwohl ich die Antwort bereits kenne. "Mh", nuschelt sie und sieht mich mit ihren wunderschönen, traurigen Augen an. "Alles scheiße", murmelt sie und ich stimme ihr automatisch zu. Genauso automatisch verspüre ich dieses Gefühl, welches mir sagt, dass es so nicht sein sollte. Dass mein Gesicht ein Lächeln zieren sollte, genauso wie es NS' Gesicht zieren sollte. Wie immer trifft mich die Gewissheit darüber, dass die schönsten und stärksten Fassaden auch die größte Leere beinhalten. Dass die traurigsten Tränen immer auf das schönste Lachen folgen. Dass wir im Grunde nur zwei verlorene Seelen sind, ertrunken in den vielen Tränen und wenn das nicht genug war, erstickt an der Schuld. Schuld. Ein schweres Wort, welches einem nicht leicht von den Lippen kommt. Ein Wort, dass automatisch Verantwortung mit sich zieht, dem man schon anmerkt, wie schwer und voller Leid es ist. Also doch Leid, kein Glück. Glück macht angreifbar. Zu schnell gewöhnt man sich daran und sieht es als selbstverständlich an. Zu schnell rutschen einem die Worte "Ich habe es geschafft, ich bin glücklich, ich weine nicht mehr" über die Lippen. Aber das Schicksal ist ein mieser Verräter und scheint mich - uns alle - zu bestrafen. Je höher man fliegt, desto tiefer fällt man. Und kaum jemand kann so gut ein Lied darüber singen wie ich. Ich. Die Schuldige. Immer. Diejenige, die zu früh loslässt. Die, die erst spricht und dann denkt. Die es immer schafft, aus nichts einen filmreifen Streit zu entfachen. Und die, die schweigt und Schuld erträgt, auch die der anderen. Traurig blinzle ich NS an und sehe ihrem Blick an, dass sie sich genauso fühlt und dass sie mich wie so oft wortlos versteht. Stillschweigend versuche ich, die Tränen wegzuatmen, denn die Fassade soll nicht bröckeln. Niemand soll es wissen.