eine Begegnung, die alles verändert hat.

Mittwoch. 26. Oktober. Zwischen 10 und 11 Uhr.

Gedanklich ungefähr 15 Kilometer entfernt und drei Monate früher sortiere ich schön systematisch die Karten der Patienten in der Arztpraxis, in der ich Praktikum mache, in den Schrank ein. Nach und nach trudeln haufenweise neue Patienten ein und ich bin nebenbei auch noch dabei, neue Karten rauszusuchen. Ich stehe mit dem Rücken zu den Patienten, ich sehe sie nicht, ich höre sie nur. "Ich bin mal kurz hinten, es ist grad niemand neues da", sagt die Schwester und verzieht sich nach hinten zum Tee trinken. Ich bleibe vorn und sortiere weiter. "Du", höre ich eine Stimme hinter mir und da ich gedanklich weit weg bin, ordne ich sie meinem Chef zu. Mit einem "Soll ich noch was tun?" drehe ich mich rasch um, lege die Karten weg, nur um dann festzustellen, dass das doch nicht mein Chef ist. Sondern ein 1,80m großes, männliches Wesen. Und er kommt mir irgendwie bekannt vor. In meinem Kopf rattert es gewaltig und er scheint es zu merken, denn er stellt sich geschickt mit einem "Hi, ich bin E." vor. "Hey", sage ich und überlege dabei weiter nach, wieso er mir so bekannt vorkommt. E. ... wo hatte ich den Namen schon mal gehört? Gedanklich gehe ich meine Freundschaftsliste bei Facebook durch und plötzlich hab ichs. Moment mal, doch nicht der E.? Offensichtlich doch. Sein fragendes Gesicht lässt mich meine Überlegungen beenden. Stimmt, meinen Namen hatte ich ja noch gar nicht verraten ... "Ich bin Alina", sage ich schnell und lächle. "Konnt ich mir schon denken", lächelt er und ich muss mir stillschweigend eingestehen, dass er verdammt hübsch ist. "Machst du Praktikum hier?", fragt er. Ich bejahe und erkundige mich, wieso er hier beim Arzt ist. Aber bevor ich antworten kann, geht die Bürotür des Chefs auf und er ruft E. hinein. "Ich meld mich", sagt er noch zu mir, bevor er hinter der Tür verschwindet. Lächelnd mache ich mich wieder an meine Arbeit und sortiere die Karten weg, nur bin ich gedanklich diesmal nicht 15 Kilometer, sondern nur einen Raum weiter. Ich frage mich, wer er ist und was er von mir will.