"Hey Vallie", höre ich seine vertraute Stimme und spüre einen leichten Stich, weil ich seinen Blick nicht mehr deuten kann. "Sam", höre ich mich sagen und drängle mich an ihm vorbei in die Wohnung. Er würdigt mich keines Blickes, während ich Schuhe und Jacke ausziehe, um ihm endlich in sein Zimmer folgen zu können. "Setz dich", sagt er ausdruckslos und ich lasse mich auf eine Sofakante plumsen. Minutenlang schweigen wir uns an. Er ist zu beschäftigt mit der Fernsehsendung, ich bin zu angespannt um etwas zu sagen. "Wie war deine Zeit mit Alice?", fragt er mich schließlich. "Gut", antworte ich knapp und sehe ihn zum ersten Mal richtig an. Der kalte Ausdruck seiner Augen lässt mir das Blut in den Adern gefrieren, die tiefen Augenringe lassen auf schlaflose Nächte schließen. Schnell sehe ich weg. Ich bin zu feige, um zu fragen. Doch nur Minuten später halte ich es nicht mehr aus und frage. "Sag mal, ist was?", höre ich meine eigene Stimme schüchtern sagen. Ich muss lange nach nachfragen, bis er mir die Wahrheit sagt. "Ich habe nachgedacht", höre ich ihn viel zu ernst sagen. Er schaut mich dabei nicht an, sieht konsequent auf die Wand hinter mir. Ob es nun ein Zeichen von Verachtung oder von Schwäche ist, kann ich nicht sagen. Ironischerweise bewirken seine Worte bei mir nicht das, was wohl normal gewesen wäre. Ich habe in diesem Moment keine Angst, vor dem, was er noch sagen könnte. Vielleicht kann man das der Anspannung in die Schuhe schieben, aber ich spüre nichts. Noch nicht. "Weißt du, das alles, das macht mich fertig. Ich komme damit nicht klar. Valerie, manchmal verstehe ich dich nicht.", fährt er augenblicklich fort und sieht mich noch immer nicht an. "Ich weiß doch, dass es nicht einfach war, in letzter Zeit", sage ich mit flehender Stimme und frage mich, wo meine Würde geblieben ist. "Aber ich liebe dich", plappere ich weiter, langsam erreicht mich die Angst also doch, "und es tut mir leid". Abwartend sehe ich ihn an, sehe jedoch nur eine ausdruckslose Miene, die jeden Blickkontakt vermeidet. "Ich weiß", sagt er, "Ich hab auch darüber nachgedacht alles hinzuwerfen, schlimmer geht's ja bald nicht mehr." Jetzt kann auch ich ihn nicht mehr anschauen, langsam steigen mir Tränen in die Augen. Auch, als ich realisiere, dass er übertreibt. "Hör zu, ich änder mich", flehe ich mit weinerlicher Stimme, meine Würde ist längst vergessen, "Und du verzeihst mir". "Das dauert aber eine gewisse Zeit", erwidert er. "Okay", flüstere ich und endlich sieht er mich an. Sein Gesichtsausdruck bricht mir endgültig das Herz, falls das nicht schon passiert ist. Sanft wischt er mir eine Träne aus dem Gesicht und zieht mich an sich ran. "Ich liebe dich auch", murmelt er noch als er seine Lippen mit einer unerwarteten Heftigkeit auf meine drückt. Hure, höre ich meine innere Stimme flüstern, als ich seine Hände überall auf meinem Körper spüre.
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