"Ich glaube nicht, dass ich das noch länger kann", sagt Sam und blickt mal wieder an mir vorbei. Nicht einmal ansehen kann er mich. Für einen kurzen Augenblick bin ich unendlich wütend darüber, wie feige er ist. "Es liegt nicht an dir, es liegt an mir, wirklich", fährt er fort. Ich hasse diesen Satz. Es ist jedes Mal der Versuch, eine Ausrede zu finden, es dem anderen leichter zu machen. Aber es wird nicht leichter. Ich spüre, wie mir bereits die ersten Tränen über die Wangen laufen und wünsche mir, sie würden es nicht tun. "Glaubst du, glaubst du wirklich, dass man das nicht wieder hinbiegen kann?", frage ich und hasse mich dafür, dass ich mich ihm am Liebsten vor die Füße werfen würde. "Nein, nicht momentan. Ich glaube, ich habe einfach keine Zeit für eine Freundin", höre ich seine Antwort nur vage. Es laufen mir immer mehr Tränen übers Gesicht und langsam kann auch ich ihn nicht mehr ansehen. Am Liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten und schreien, um seine Stimme nicht mehr zu hören. Zu viele Erinnerungen hängen an ihr, zu viele Momente. Ich mache mir nicht die Mühe zu antworten. "Vielleicht wird das mal wieder was", sagt er noch, bevor er geht. Aber diese Lüge macht mich noch wütender. Ich weiß, dass er nur versucht, es mir leichter zu machen. Ohne zu wissen, dass er mir dabei eine Hoffnung gibt, die mich auffressen wird, weil sie sich nie erfüllt. Denn ich weiß, dass er mich für sie verlässt. Und ich weiß, dass ich bei all den Gemeinsamkeiten und der Vergangenheit niemals mithalten könnte. Und einmal mehr werde ich wütend. Wegen seiner Lügen. Weil er mich so leicht ersetzen kann. Bis ich realisiere, dass sich jetzt alles ändert. Ich werde jeden Freitagabend allein sein. Ich werde Alice nicht mehr anschreien, weil sie sich nach dem Training beeilen soll, weil ich danach nichts zu tun habe. Ich werde bei seinem Vater nicht mehr tassenweise Kaffee trinken. Ich werde nie mehr auf seinem Bett liegen, nie mehr in seinem Arm einschlafen. Ich werde nie mehr irgendetwas tun, was mit ihm im Zusammenhang steht. Und augenblicklich merke ich, wie der Schmerz über die Wut siegt und mir erneut Tränen über's Gesicht laufen. Und trotzdem fühle ich mich in einer gewissen Hinsicht befreit, als ich mein Kopf in meinem Kopfkissen vergrabe und stundenlang weine.
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