And maybe our stories are infinite.

Ich liege mit Luca schon seit Stunden faul auf dem Sofa rum. Ich liege auf dem Rücken, mein Kopf ruht auf seiner Brust. Ich kann seinen Herzschlag hören, während ich die mintgrüne Decke über uns anstarre. Es fühlt sich so unendlich vertraut an, dass ich mich regelrecht in alte Zeiten zurückversetzt fühle. Fast steigen mir Tränen in die Augen, als Luca die Stille mit einem "Freust du dich auf nächste Woche?" unterbricht. Ich lasse mir lange Zeit mit der Antwort und bringe schließlich doch nur ein "Weiß nicht" zustande. Ich kann spüren, wie Luca auflacht, als er mir mitteilt, ich hätte doch sowieso zu allem eine Meinung. Blöderweise hat er damit verdammt Recht. Normalerweise habe ich zu allem eine Meinung. Aber zur Klassenfahrt? Während Luca versucht, sich die Fernbedienung zu angeln, ohne sich und mich zu sehr zu bewegen, horche ich in mich hinein. Aber nur um festzustellen, dass ich zur Klassenfahrt nur ein seltsam kribbeliges Gefühl habe. Ein wenig Vorfreude, auf meinen Geburtstag, auf den Spaß. Ein wenig Angst, vor Sam, vor all den Dingen, die auf Klassenfahrten passieren. Und ein bisschen bittersüße Hoffnung. "Ich weiß es wirklich nicht", wiederhole ich meine Worte und höre Luca lachen. "Komm schon, Valerie, das wird super", sagt er, während er mir über die Haare streicht, "Es ist unsere letzte Gelegenheit, zusammen Spaß zu haben". Ich stimme ihm zu, während seine Worte mich traurig machen. Es ist die letzte Chance, jetzt wird alles anders werden. Jetzt wird sich so schnell so viel verändern. "Hey Vallie", sagt er, nachdem er mein Schweigen eine Weile ertragen hat, "Alles wird gut". "Nein wird es nicht", sage ich etwas zu heftig und wundere mich selbst über meinen Gefühlsausbruch. Ich setze mich auf und schaue ihn an, während ich versuche die Tränen zurückzuhalten. "Alles ändert sich jetzt, Luca", sage ich, "Noch zwei Wochen und alles ist vorbei. Du gehst, und wir, wir werden auch getrennt. Weißt du was das heißt, Luca? Du wirst keine Zeit mehr für Eis bei BK haben. Kein Pausengequatsche mehr, kein gemeinschaftliches Hausaufgaben abschreiben mehr. Keine Parties mehr." Er schweigt kurz, denkt über meine Worte nach. "Ach, Mensch, das verändert sich doch nicht. Wir bleiben ein Team, wir haben weiterhin Spaß. Feiern weiter", versucht er mich zu überzeugen, doch ich schüttele nur den Kopf. "Sam und ich, wir haben es auch zerstört", erwidere ich und starre aus dem Fenster. Ich möchte Lucas Gesichtsausdruck nicht sehen. Und eigentlich ärgere ich mich schon, soetwas in Gegenwart von Sams gutem Freund zu sagen. Aber eigentlich stimmt es. Ich erinnere mich in diesem Moment zu gut an Simons erste Worte, nachdem er von uns erfahren hat. Vor dem "Ich freue mich für euch" kam das "Macht unsere Freundschaft nicht kaputt". Fast möchte ich mir auf die Zunge beißen, für so viel Dummheit. "Habt ihr nicht", unterbricht Luca meine Gedanken, "Das kriegen wir alles wieder hin. Sieh mal, wir haben so viele kommen und gehen sehen, aber wir sind das Fundament geblieben. Sind von Anfang an dabei. Eure Freundschaft ist doch stärker als all die Scheiße. Nach all der Zeit halten wir doch zusammen". Etwas beeindruckt von so vielen wahren Worten muss ich leicht lächeln. Ich habe immer von Freundschaften wie aus Büchern geträumt und jetzt im Nachhinein weiß ich, dass wir so etwas waren. Sind, vielleicht. Dass man Bücher mit unseren Geschichten füllen könnte. Ich blinzele die Tränen weg, während ich zum ersten Mal richtige Freude über die Klassenfahrt verspüre, die sich mit der Hoffnung, dass alles gut wird, mischt. Ich werfe Luca einen Blick zu und erkenne das gleiche Gefühl in seinen Augen. Kurz lächeln wir uns nur an, bis ich das Schweigen mit einem "Und Melli? Was läuft da bei euch?" unterbreche. Luca lacht kurz, während er sich der Geschichte über das neuste Mitglied widmet.