Lieber Zuhörer in der Nacht, 
wir haben uns verändert. In so kurzer Zeit haben wir beide unsere Leben umgekrempelt. Neue Freunde, neue Einstellungen und Meinungen, neue Prioritäten. Und was haben wir dabei vergessen? Uns. Ich kann das klaffende, schwarze Loch, das zwischen uns steht, förmlich sehen. Und spüren kann ich das klaffende Loch in meinem Herzen, das du hinterlassen hast. Aber du bist nicht weg. Du bist da, als Geist der Vergangenheit überall verstreut. Manchmal höre ich deine Stimme mit einem klugen Ratschlag in meinem Kopf. Manchmal sehe ich dein müdes Gesicht vor mir, wenn du morgens in die Schule tappst. Aber jedes Mal, wenn ich versuche danach zu greifen, ist es weg. Jedes Mal wenn ich in einer dieser verdammt traurigen Nächte, in der man das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern spürt, nach meinem Handy greife, um dich anzurufen, lasse ich es wieder sinken. Ich habe deine Nummer schon lang nicht mehr gewählt, dein whatsapp-Profil schon lange nicht mehr angeklickt. Manchmal, da sehe ich dich auf dem Gang. Und ich lächele und gehe auf dich zu. Und dann bemerke ich, in wessen Gegenwart du dich befindest und ich schrecke zurück. Unsicher stehe ich dann im Gang und beobachte dich. Du siehst glücklich aus. So glücklich, dass ich mich nur noch schlechter fühle, würde ich dir jetzt unter die Augen treten. Und so stehe ich dann da, bestimmt 30 Sekunden, bis ich beschließe zu gehen. Und dann bin ich wütend, so wütend auf mich selbst, weil es kindisch ist, nicht zu dir zu gehen. Aber vielleicht ist es nicht mehr selbstverständlich geworden. Wir, meine ich. Vielleicht hat sich doch mehr geändert als ich dachte. Vielleicht habe ich dich doch an ihn verloren. Dich, mein Glück, meinen Stolz, meinen festen Platz. Das ist eine ganze Menge, findest du nicht auch? So viel, dass es mich wütend genug macht, ihn zu hassen. Du wirst das vielleicht sogar verstehen, aber sobald ich es aussprechen will, schnürt sich meine Kehle zu. So, als solltest du es gar nicht verstehen müssen. Als würde ich dich vor die Wahl zwischen mir und deinem besten Freund stellen. Und das macht man nicht, das weiß ich. Also lasse ich es. Lächele dir kurz zu, wenn wir uns doch mal begegnen. Nur ein Lächeln, kein Wort. Worte sind zu viel, wie meine Gegenwart. Wie der schuldbewusste Blick, den du mir zuwirfst. Aber du musst dich nicht so fühlen, mein Freund. Keine Angst, ich sage schon nichts Falsches, wenn wir uns begegnen. Nur hier. Denn das hier ist ein Brief von mir. An dich. An uns. An die Vergangenheit. An meinen besten Freund. 

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